Geschichte
Mit Vor über 2000 Jahren brachten die Römer Rebstöcke und die Kunst der Weinerzeugung nach Germanien. Im Mittelalter blieb Weinbau fast ausschließlich den Klöstern vorbehalten. 1803, als Napoleon die linksrheinischen deutschen Gebiete eroberte, wurden im Zuge der Säkularisierung dort die Weinberge privatisiert. Der Beginn der Festlegung von Qualitätskriterien geht auf die 30er Jahre des 19. Jahrhunderts zurück. Die Weine von Rhein und Mosel wurden bald über ihre Regionen hinaus bekannt, sie wurden nach England und Russland exportiert und überall hoch geschätzt. Auf vielen Weinkarten waren bereits damals deutsche Weißweine die Stars. Nach der Zeit tiefer Rezession, die die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts für den deutschen Weinbau bedeutete, vollzog sich in der zweiten Hälfte ein bedeutender Wandel. Heute werden in Deutschland Weißweine produziert, die so leicht und filigran sind wie sonst nirgendwo auf der Welt, und bemerkenswerte Rotweine, voll und ausgewogen im Bukett und im Geschmack – begeisternde Weine voller Charme und subtiler Nuancen.
Geographie
Die deutschen Weinanbaugebiete liegen - außer Sachsen und Saale-Unstrut im Osten - konzentriert im Südwesten und Süden Deutschlands. Sie gehören zu den nördlichsten Anbaugebieten der Welt und befinden sich damit im Grenzbereich zwischen dem feuchtwarmen Golfstromklima im Westen und dem trockenen Kontinentalklima im Osten. Die lange Vegetationszeit und die geringe Sommerhitze machen die Weine filigran und nicht zu alkoholreich. Unterschiedliche Bodenarten und Rebsorten tragen ihren Teil dazu bei, dass deutsche Weine nicht uniform sind.
Anbaugebiete
Mit den zwei relativ neuen Weinanbaugebieten im Osten Deutschlands spiegeln nun 13 deutsche Anbaugebiete die große Vielfalt deutscher Weine wider. Die Anbaugebiete sind: Ahr, Baden, Franken, Hessische Bergstraße, Mittelrhein, Mosel-Saar-Ruwer, Nahe, Pfalz, Rheingau, Rheinhessen, Saale-Unstrut, Sachsen, Württemberg.
Rebsorten
Den weißen Rebsorten sind rund 73.880 ha gewidmet, den roten gute 29.700 ha, mit wachsender Tendenz. Die meistangebaute Sorte mit einem Anteil von 20,5% an der gesamten Rebfläche ist der Weiße Riesling. In den letzten 20 Jahren war die Riesling-Rebfläche von fast 19.000 auf über 22.000 ha gewachsen; um mehr als 4.000 ha rückläufig hingegen war die Anbaufläche der Müller-Thurgau. Im selben Zeitraum wuchs der Anteil des Blauen Spätburgunders von 4% auf 8%.
Gesetzliche Bestimmungen
Zum Schutz von Verbrauchern und Erzeugern werden in allen Weinbauländern sowohl die Mindestanforderungen an die Qualität der Weine festgelegt als auch unterschiedliche Qualitätsstufen näher definiert. Dazu bilden die Brüsseler Verordnungen die Grundlage, die überall in der Europäischen Union gelten. Darüber hinaus gibt es aber in jedem Weinbauland zusätzliche, strengere Vorschriften insbesondere für die Qualitätsweine. Jede Flasche Wein muss klar und unmissverständlich gekennzeichnet sein.
In Deutschland gilt die „Qualität im Glas“ d.h., dass ein Wein unabhängig von der Lage hinsichtlich der Qualität eingestuft wird. Entscheidend für die Einstufung sind die bei der Lese erreichten Oechsle-Grade.
Q.b.A. = Qualitätsweine bestimmter Anbaugebiete, ist die Kategorie, zu der die meisten deutschen Weine gehören. Q.b.A. dürfen sich nur Weine nennen, die aus einem der dreizehn deutschen Qualitätsweinbaugebiete stammen, nach den entsprechenden Produktionsnormen erzeugt wurden, die typischen Merkmale des jeweiligen Anbaugebietes aufweisen, die analytische und die amtliche Qualitätsprüfung, durch die amtliche Prüfnummer bestätigt, bestanden haben.
Qualitätsweine mit Prädikat sind eine deutsche Besonderheit. Im Gegensatz zu Tafel- und Landwein sowie Qualitätswein b.A. dürfen Prädikatsweine nicht angereichert werden. Für sie gelten die höchsten Anforderungen hinsichtlich Art, Reife und Harmonie. Diese Weine werden je nach Mostgewicht (Oechsle) mit einem der folgenden Prädikate ausgezeichnet:
Kabinett: feine, leichte Weine aus vollreifen Trauben, die zugleich als die leichtesten Qualitätsweine weltweit bekannt sind.
Spätlese: Weine von vollreifen Trauben, die frühestens sieben Tage nach Beginn der allgemeinen Lese geerntet werden. Sie sind intensiver im Geschmack und passen auch zu kräftig gewürzten Speisen, zumal, wenn sie trocken ausgebaut wurden.
Auslese: edle Weine aus vollreifen, einzeln ausgelesenen Trauben. Sie bestechen durch die Fülle an Aromastoffen. Oft sind sie schon süßer, es gibt aber auch trockene Auslesen.
Beerenauslese: volle, fruchtige Weine aus überreifen, edelfaulen Beeren. Es sind seltene, besonders reichhaltige, süße und langlebige Dessertweine mit dem unverkennbaren Aroma der Edelfäule (Botrytis Cinerea) – für ganz besondere Anlässe.
Trockenbeerenauslese: die höchste Prädikatsstufe. Diese Weine werden aus rosinenartig eingeschrumpften, edelfaulen Beeren gewonnen. Sie sind süß und honigartig: Kostbarkeiten, Schluck für Schluck als Aperitif oder nach einem festlichen Essen zu genießen.
Eiswein: eine Rarität besonderer Art, die es nur in exzellenten Jahren mit geeigneten Wetterbedingungen geben kann. Eiswein wird aus Trauben von mindestens Beerenauslese-Qualität bereitet. Sie dürfen nur im gefrorenen Zustand gelesen (unter –7 °C) und auch nur im gefrorenen Zustand gekeltert werden (mind. –5 °C). So wird nur ein stark zucker- und aromenhaltiges Konzentrat ausgepresst. Es sind einzigartige Weine mit bemerkenswerter Konzentration an fruchtiger Säure und Süße.
Hochgewächs: Riesling-Hochgewächs dürfen sich Weine dieser Rebsorte nennen, deren Qualität nach festgelegten Normen und amtlichem Prüfergebnis über dem Durchschnitt des Anbaugebietes liegt.
Erstes Gewächs ist eine nur im Rheingau zugelassene Qualitätsbezeichnung für trockene oder edelsüße Rieslingund Spätburgunder-Weine, die hohen gesetzlichen Anforderungen unterliegen.
Zwei neue Kategorien deutscher Qualitätsweine aus gebietstypischen Rebsorten mit harmonisch-trockenem Geschmacksprofil wurden ab dem Jahrgang 2000 eingeführt. Sie sollen den Verbrauchern den Weineinkauf erleichtern:
Classic: Qualitätsweine mit 1 % vol über dem für das Anbaugebiet vorgeschriebenen, natürlichen Mindestalkoholgehalt (mind. 12 % vol) und einem maximalen Restzuckergehalt von Säure x 2, Obergrenze 15 g/l. Nur Anbaugebiet und Rebsorte dürfen angegeben werden, die Angabe von Lage, Gemeinde etc. ist nicht gestattet.
Selection: trockene Spitzenweine aus handgelesenen Trauben mit mind. 12,2 % vol und max. 4 g/l Restzucker (bzw. 9 g/l, wenn Säure x 2, Obergrenze 12 g/l). Sie dürfen erst ab dem 1. September des Lese-Folgejahres auf den Markt kommen. Die Angabe der Einzellage ist obligatorisch.
Landwein: eine gehobene Stufe des Tafelweines. Es sind trockene oder halbtrockene Weine mit etwas mehr Körper und Charakter als einfache Tafelweine, die aus einem von zwanzig Landwein-Anbaugebieten stammen.
Tafelwein: Deutscher Tafelwein darf ausschließlich aus im Inland gelesenen Trauben von zugelassenen Rebsorten bereitet werden. Es sind einfache, erfrischende Schoppenweine.
Produzenten
Rund 75000 meist kleine Erzeuger sind im Weinbau tätig, darunter auch Mitglieder von Genossenschaften (300 Kooperativen, etwa 75000 Mitglieder).
Rebfläche / Produktion
Ca. 103000 ha, ungefähr 8,5 Millionen hl/Jahr.