Brora, zwar in den nördlichen Highlands, aber nur wenige Meter vom Strand entfernt an der Ostküste, nördlich von Dunrobin Castle beim Ort Brora gelegen, begann ihre Existenz 1819 als Clynelish Distillery.
Gebaut vom Duke of Sutherland, um seinen Bauern Lohn und Brot zu verschaffen. Er hatte allerdings mit der Erfindung der '"Highland Clearances", der Vertreibung der Kleinbauern um ihr Land für profitablere Schafzucht zu nutzen, deren Arbeitslosigkeit und ihre daraus folgende Heimatlosigkeit zuerst erfunden.
Gegründet 1819 unter dem Namen Clynelish durch den Marquis von Stafford, dem späteren Duke of Sutherland. Baukosten 750 £. Damit könnte man heute gerade noch eine halbe Flasche whisky kaufen und die nicht mal.
Eine der ältesten, speziell für einen bestimmten Zweck gebauten malt whisky Destillerien Schottlands. Verpachtung zunächst an James Harper, dann an Andrew Ross und George Lawson –alles Einheimische. Verkauf 1896 an Ainslie & Co., Blender aus Leith. „Ein überaus wertvoller Besitz, dessen Produkt immer die höchsten Preise unten allen Single Malt Scotch Whiskys erzielte” Harper's Weekly 1896.
1897 Umbau und Umstellung auf Dampfbetrieb. Stilllegung zwischen 1931-38 und 1941-1945. Direkte Beheizung der Brennblasen durch Kohlefeuer bis 1961.
1967-1968 Bau der neuen und Schließung der alten Clynelish-Destillerie. Wiederinbetriebnahme der alten Destillerie in 1969 um während einem Engpaß stark getorfte Whiskys im „Islay”-Stil zum Blenden herzustellen. Läuft jetzt unter dem Namen Brora. Stilllegung 1983.

1968 bauten die Besitzer eine neue Brennerei direkt nebenan, die auch Clynelish genannt wurde und diesen Namen noch heute trägt. Einige Zeit (1968/69) firmierten beide Brennereien unter Clynelish, bzw Clynelish A und B. Als das alles zu verwirrend wurde, wurde die alte Clynelish Brennerei nach dem Nachbarort Brora genannt. Unter diesem Namen hat sie bis 1983 mit Unterbrechungen gearbeitet, seither wird nicht mehr produziert, sie dient als Lager für die jüngere Schwester Clynelish.
Spricht man von Brora Whisky, meint man die Zeit von 1969 bis 1983 und die alte Clynelish Brennerei. Der Malt ist also mitlerweile recht selten und wird irgendwann nicht mehr zu haben sein.
Zu Anfang der 1970er Jahre wurde die Brennerei Caol Ila, die dem gleichen Besitzer, UDV Diageo gehört komplett umgebaut, modernisiert und erweitert. Für die Zeit bis fast 1974 übernahm Brora in Vertretung für die Destillery Caol Ila die Produktion stark getorfter malts.
Diese Aufgabe war nach der Wiederinbetriebnahme von Caol Ila eigentlich hinfällig. Für einige Zeit versuchte man dann aber mit diesen torfigen malts den Nachfragedruck vom Lagavulin zu nehmen. Talisker und Brora haben damals aus den gleichen maltings identisches Malz bezogen, vielleicht deshalb die große Pfeffrigkeit und generelle Ähnlichkeit.
Zusätzlich gab es in den 1960er Jahren wegen einer Dürre auf Islay eine Nachfrage nach rauchigen whiskys nach dem Vorbild von Caol Ila oder Lagavulin für blends. Auch deshalb wechselte Brora zwischen 1968 und 1981 zur Herstellung von getroftem whisky. Die wiederbelebte Destillerie wird in Zukunft auch einen rauchigen whisky herstellen. Auch – seien wir ehrlich – weil ungetorfte Broras wohl eher nicht der ganz große Renner sein werden.
Die 1983 wohl – wie man dachte - endgültig geschlossene Brora Distillery hatte somit zum Ende ihrer Lebenszeit nicht mehr den Auftrag, Ersatz Islay malts zu machen. Daher gibt es so ab Ende der 1970er Jahre auch sehr schöne Brora coastal malts, ohne die heftige Torfigkeit vom Anfang der 1970er Jahre. Er ist oft, aber eben nicht immer, recht stark getorft, als Küstenwhisky salzig und vom Meer geprägt und kann es in einigen Abfüllungen durchaus mit den Islaywhiskies aufnehmen. Mit der Absatzkrise der 1980er Jahre gab es dann aus Besitzersicht aber wohl keinen Grund mehr, Brora am Leben zu erhalten. Die Broras vom Anfang der 1970er Jahre sind aber dennoch einfach eine Klasse für sich.
Das hat einen Grund. Dieser „dritte Brora Stil“, den die neue Brennerei verständlicherweise zu replizieren gedenkt, hat sich als Harte Nuß erwiesen. Dies war ein funky, erdiger Stil, den die Brennerei in den frühen 70er Jahren gelegentlich produzierte. Dies war aber wahrscheinlich nicht beabsichtigt, bzw. nicht geplant herbeigeführt sondern hatte möglicherweise etwas mit einer bakteriellen Infektion zu tun. Heutzutage gehören diese wilden Broras jedoch zu den wertvollsten Abfüllungen mit ihrer typischen Bauernhof Note.
Im Rahmen des restoration projects wurden als erstes die noch vorhandenen original pot stills repariert, bevor es 2020 an die Wiedereröffnung gehten sollte. Es wurde fleißig gebaut "to bring the distillery back to life."
Allerdings war unklar, welche Art von whisky sie machen wird.
Dr Craig Wilson, master blender at Diageo: „From 1969-83, there was a new experimentation phase in production and the Brora distillers created a smoky malt used heavily peated northern Highland barley.“
“Of all the stories of Brora, there is one that seemed particularly fitting to tell on its 200th Anniversary. From 1969-83, there was a new experimentation phase in production and the Brora distillers created a smoky malt used heavily-peated Northern Highland barley. Used primarily in blends at the time, the few casks that are left from this Age of Peat, matured remarkably well and what remains is a multi-layered and complex Single Malt of astonishing quality. Little did the craftsmen at the time know, they had created a masterpiece. It is emblematic of the varied past of the distillery that makes it so special to all that know it: a humble story of experimentation, craft and happy coincidence.”
Bis zur Schließung 1983 hat Brora in ihren letzten 14 Produktionsjahren peated malt whisky als limited runs fürs blending produziert. Es sind diese malts vor allem der frühen 1970er Jahre, die den legendären Ruf von Brora begründet haben.
Im Oktober 2017 war die Meldung eine kleine Sensation, daß Diageo vorhat, die Kultdestillerien Brora und Port Ellen für ein paar Millionen Pfund zu renovieren und so gegen 2020 wieder zu betreiben. Im kleinen Stil, so knapp unter einer Million Liter im Jahr, fast schon Boutique Größe.
Gleich danach wurde bekannt, daß Diageo auch die Rechte an Rosebank verkauft haben und auch sie im Besitz von Ian MacLeod wieder kommen soll. Diese haben auch die Gebäude bereits gekauft.
Für die Wieder-Inbetriebenahme von Brora hat das neue Team so viel wie möglich versucht, das klassische Setup der 70er Jahre nachzubilden. Es beginnt mit einer Porteus-Mühle, nicht die originale, aber zeitgetreu. Die Walzen liegen ziemlich weit auseinander, um eine raue Textur zu erhalten. Der Maischbottich ist derselbe wie der von 1973, mit Rechen und Getriebe. Er läuft es nicht ständig, weil das Ziel ist, eine klare wort zu bekommen. Die Daten zum Betrieb der Maischebottiche stammen aus Büchern aus den 1970er Jahren.
Dann gibt es sechs Oregon pine washbacks. Sie verwenden Kerry Flüssighefe mit sehr langen Gärzeiten – 115 Stunden. Die Idee ist, fruchtige Ester aufzubauen. Diese entwickeln sich weiter, wenn sich mit der Zeit mehr Bakterien im Holz der washbacks ansammeln.
Glücklicherweise wurden die ursprünglichen stills nie entfernt, weil man befürchtete, daß das Gebäude einstürzen würde. Sie wurden von einem Team der Abercrombie-Werke von Diageo renoviert. Die still runs werden langsam betrieben, etwa über 11 Stunden. Dann wird die new make in worm tubs kondensiert, bevor er in die Fässer fließt.
Die Kapazität ist ausgerichte um etwa 850.000 Liter pro Jahr zu produzieren. Dies ist kein Boutique-Betrieb. Alles wird von Nara Madasamy überwacht, der seine Karriere bei der Brewdog Brauerei begann und daher ein oder zwei Dinge über Fermentation weiß.
Gereift wird in dunnage warehouses, wo Platz für 5000 - 6000 casks ist.
Aus heutiger Sicht ist sehr schwer zu verstehen, warum Brora überhaupt geschlossen wurde. Aber das Außergewöhnliche an Brora ist, daß niemand wirklich wußte, wie gut er war oder wie gut er reifen würde. Wie bei Port Ellen ging alles in blends.
Die erste single malt Abfüllung eines Brora kam 1989 von der Scotch Malt Whisky Society. Die erste offizielle Abfüllung war Teil der Rare Malts Reihe von Diageo im Jahr 1995. Diese Rare Malts hatten einen Preis von etwa 50 £ pro Flasche und verstaubten in den späten 90ern in den Regalen von z. B. Oddbins und anderen Läden.

Adresse

KW9 6LR Brora
Sutherland
Vereinigtes Königreich